Lassen Sie sich auslachen - aber bleiben Sie bei Ihrer Meinung!


Kategorie: Managen Leben
| 09.10.2015 | 1 Kommentare

Ich bin heute über ein Zitat von Jane Austen gestolpert, das mich wie ein Keulenschlag traf. Hier ist es:
 
„Lach über mich, so viel du willst, aber du wirst mir meine Meinung nicht weglachen können.“

Jane Austen: Stolz und Vorurteil, Kapitel 17, diese Worte spricht Elizabeth gegenüber Jane. (im Original heißt es: „you will not laugh me out of my opinion“)

Warum mich dieses Zitat so getroffen hat? Weil mir in den letzten Wochen bewusst geworden ist, wie oft ich mich von einem Lachen meines Gegenübers habe irritieren und von meiner Meinung abbringen lassen. Und wer ist daran schuld? Ich!


Wie andere über uns lachen

Sie werden nicht verhindern können, dass andere über Sie lachen. Deswegen sagt Elizabeth auch „Lach über mich, so viel du willst.“ Statt „lachen“ können Sie auch anderes einsetzen:
  • den Kopf schütteln
  • die Stirn runzeln
  • die Nase rümpfen
  • die Augen verdrehen 
  • genervt stöhnen
  • verächtlich schnauben
  • Unverständnis äußern

Warum wir uns einschüchtern lassen

Der Einfachheit halber spreche ich im Folgenden vom „Lachen“ oder „Auslachen“. Also: Unsere lieben Mitmenschen lachen über uns und unsere Meinung - und davon lassen wir uns einschüchtern? Warum überhaupt?
 
Weil ausgelacht werden demütigend ist. Es kratzt an unserem Selbstwertgefühl, besonders dann, wenn wir keines haben. Was läuft in unserem Kopf ab? Das hier: „Wenn er / sie über mich lacht, dann stimmt etwas nicht mit mir und meiner Meinung oder meinen Ansprüchen. Er / sie muss Recht haben.“
 
Aber wer sagt das überhaupt? Das ist eine Vermutung! Und eine schlechte dazu! 

Das, was mich so traurig macht: Erstens, dass ich mich durch das Lachen meines Gegenübers so oft in meinem Leben habe einschüchtern lassen. Und zweitens, dass mein Gegenüber das Lachen bewusst oder unbewusst deshalb eingesetzt hat.


Warum andere über uns lachen

Denn wissen Sie was? Lachen ist gar kein Argument! Es wird von anderen gern eingesetzt, wenn sie keine Argumente haben. In der antiken Redekunst spricht man vom argumentum ad hominem / personam, zu deutsch: „Man wird persönlich“. Dies wird gern in politischen Talkshows eingesetzt, unter anderem mit solchen Sätzen wie „Das müssen Sie gerade sagen“ oder "Wie kann man nur ..." oder "Das geht gar nicht!" (Warum eigentlich nicht?). 

Für den Philosophen Schopenhauer ist dies "der letzte Kunstgriff" in der Diskussion:
 
Schopenhauer"Wenn man merkt, dass der Gegner überlegen ist und man Unrecht behalten wird, so werde man persönlich, beleidigend, grob."

Arthur Schopenhauer: Die Kunst, recht zu behalten

Meinetwegen sollen sich die Leute in politischen Talkshows so verhalten. Das lasse ich noch durchgehen (auch wenn es mich ärgert, dass so bestimmte Thesen als unantastbar hingestellt und damit tabuisiert werden).

Schlimmer ist es, wenn unsere Arbeitskollegen mit uns so umspringen, noch schlimmer: unsere Lieben und unsere Freunde. Das tut weh!


Was wir dagegen tun können

Abschließend hier nun mein Anti-Auslacher-Programm in fünf Schritten:
  1. Finden Sie sich damit ab, dass Sie ausgelacht werden, egal von wem - und wenn es Ihr Schatz ist. Sie werden die anderen nicht ändern können.
  2. Machen Sie sich bewusst, dass Sie okay sind, egal wie sehr jemand über Sie lacht. Sie sind wertvoll. Sie dürfen eine eigene Meinung haben. Sie dürfen anders sein.
  3. Lassen Sie sich nicht durch Lachen von Ihrer Meinung abbringen - gern durch Argumente, aber nicht durch Lachen.
  4. Machen Sie Ihrem Gesprächspartner klar, dass Sie sich von seinem Lachen nicht irritieren lassen, meinetwegen mit dem Satz, den Elizabeth zu Jane gesagt hat: „Lach über mich, so viel du willst, aber du wirst mir meine Meinung nicht weglachen können.“
  5. Bleiben Sie freundlich.
Beinahe hätte ich es vergessen: Lassen Sie sich auslachen, aber lachen Sie selbst nicht über Ihren Gesprächspartner.


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Kommentare: 1

Matthias D. | 21:58 Uhr | 09.10.2015
Man hat eine Menge Spaß, wenn man über sich selbst lachen kann.
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