Was gute O-Töne ausmacht


Kategorie: Schreiben
| 22.05.2014 | 0 Kommentare

Ob Pressemitteilung, Werbetext oder Artikel in Mitarbeiter- und Kundenzeitschriften: Das Salz in der Suppe sind O-Töne (von „Original-Ton“) - dieses Mal nicht eines Meisters, sondern eines Vorstandes, Kunden, Mitarbeiters oder einer sonstigen Person. Da kommt Leben in die Bude!
 
Traurig nur, wenn ein solcher O-Ton fade ist. Das stelle ich immer wieder fest, wenn ich in meinen Seminaren Texte mit O-Tönen vorgelegt bekomme. Denn es reicht leider nicht aus, ein, zwei Sätze in Anführungszeichen zu setzen und sie jemandem in den Mund zu legen. Entscheidend ist, was zwischen den Anführungszeichen steht.
 
Und was sollte da stehen? Das ist egal, solange es ein Kriterium erfüllt: Es muss individuell sein, würde Goethe sagen.
 
Und wissen Sie, was nicht individuell ist, aber ständig in O-Tönen auftaucht? ZDF: Zahlen, Daten, Fakten. Für die bräuchte man in 99 Prozent der Fälle den O-Ton-Geber nämlich gar nicht. 
 
Nehmen wir zum Beispiel eine Pressemitteilung anlässlich der Jahresergebnisse. Umsatz, Gewinn und sonstige Zahlen und Fakten kann und sollte der Verfasser selbst präsentieren, dafür ist der Vorstand viel zu schade.
 
Was aber ist individuell? Individuell ist in diesem Fall alles, was nur der O-Ton-Geber sagen könnte. 
 
Meiner Erfahrung nach dreierlei: 1) Meinung, 2) Gefühle, 3) Erlebtes. Das ist schnell erklärt. Bleiben wir doch beim Beispiel des Jahresrückblicks.
 
 
1  Meinung
 
Der O-Ton wertet den Text auf, wenn der O-Ton-Geber seine Meinung äußert, seine Einschätzung, seine Bewertung oder wie immer Sie das nennen mögen.

In unserem Beispiel: „Dieses Jahresergebnis scheint auf ersten Blick gut zu sein, doch ich sehe großen Nachholbedarf im Bereich X. Ich bin noch nicht zufrieden, wie wir Xa und Xb angegangen sind, z.B. …“
 
Diesen O-Ton könnte die PR-Frau gar nicht schreiben. Und wenn, dann müsste sie ihn mit dem Vorstand abstimmen.
 
 
2  Gefühle
 
Das ist klar wie Kloßbrühe: Gefühle kann ich nicht für jemanden anderen aufschreiben. Ich kann vielleicht mit ihm fühlen, aber selbst das gelingt seltener, als wir zu hoffen wagen. Das wusste schon Salomo:
Gaudi
"Das Herz kennt sein eigenes Leid, und kein Fremder kann sich in seine Freude mischen"

Salomo: Sprüche 14,10
 
Gefühle in einem O-Ton zu präsentieren, ist vielleicht von allen drei Punkten der schwierigste, erst recht bei so etwas wie einem Jahresrückblick. Ich versuche es mal: 
 
„Wie die Kollegin N.N. nach ihrem schweren Unfall sich wieder reingebissen hat und wir ihr die Kollegen geholfen haben, das hat mich berührt.“
 
Hiermit sind wir übrigens schon nah dran am dritten Punkt:
 
 
3  Selbst Erlebtes
 
Wenn jemand etwas erlebt hat und dies offen schildert, kommen automatisch die Gefühle ins Spiel. Denn Geschichten sprechen nicht den Kopf, sondern das Herz des Lesers an.
 
Beispiel: „Ich bin eine Woche mit dem Bereichsleiter N.N. vor Ort in P. gewesen. Besonders beeindruckt dabei hat mich x und y. Ich hätte nie gedacht, dass wir …“
 
 
Voraussetzung: Mut
 
Und wie kommt man zu Meinungen, Gefühlen und Ergebnissen? Fragen! Auffordern! Nachbohren!
 
Ja, ich weiß: Vorstände und sonstige O-Ton-Geber scheuen sich, solche O-Töne zu liefern. Aber von nix kommt nix. Damit das Salz in die Suppe kommt, braucht es Mut! Den Mut des O-Ton-Gebers, aber auch Ihren Mut, nicht locker zu lassen. Aber das ist wieder ein anderes Thema.


PS. So richtig ideal sind meine Beispiele nicht. Wissen Sie, woran das liegt? Weil sie nicht real sind. Weil sie nicht ausformuliert sind. Das kriegen Sie besser hin!

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Schlagworte: O-Ton O-Töne Zitat Interview Pressetext Pressemitteilung
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