Das Rezept für eine glückliche Familie


Kategorie: Leben
| 21.03.2014 | 1 Kommentare

Ich war mit meiner Frau vier Tage in Barcelona - kann ich nur empfehlen! Sonne, Strand, schnuckelige Geschäfte in schnuckeligen Gässchen - und die von Antoni Gaudí erbaute Kathedrale Sagrada Família: Symbole über Symbole, Kräne über Kräne und innen hell ohne Ende.












Genug geschwärmt: 30 Meter vor dem Haupteingang habe ich nämlich Gaudí selbst getroffen.

Und wissen Sie, was er mir ins Ohr flüsterte, nachdem meine Frau uns fotografiert hatte? Er habe einen Tipp für meine Frau und mich, und zwar diesen hier:




 
 
Gaudi„Das Leben ist Liebe, und die Liebe bedeutet Opfer. In jeglichem System kann man folgendes beobachten: Wenn ein Haus lebt und blüht, dann gibt es jemanden, der sich opfert, dieser jemand ist ein Diener.“

Antoni Gaudí: Conversaciones con Bergòs, in: ders.: Manuscritos, artículos, conversaciones y dibujos, herausgegeben von Marcià Codinachs, 2. Auflage Murcia 2002, S. 97 (Übersetzung von mir)
 
Ich muss gestehen, das hat mich doch etwas geärgert. Kaum komme ich mit dem Meister ins Gespräch, da verlangt er von mir Opfer. 
 
Dennoch: Ich fing an, darüber nachzudenken. Der Mann hatte Recht! Alles hat seinen Preis. Wer eine tolle Kathedrale bauen will, muss Opfer bringen. Wer eine tolle Karriere bauen will, muss Opfer bringen. Und wer eine tolle Familie bauen will, muss ebenfalls Opfer bringen. Von selbst läuft das nicht.
 
Ich schaute mir Unternehmen, Karrieren und Familien an, und überall bemerkte ich den Gaudí-Faktor: Damit es läuft, braucht es Leute, die Opfer bringen. 
 
Da ist der Gründer, der 70-80 Stunden die Woche arbeitet. Da ist der Fußballstar, der keine Pommes isst. Und da sind Frauen und Männer, die für ihre Partner und Kinder und Eltern Opfer bringen.
 
Opfer, welche Opfer? Ich hoffe, Gaudí ist damit einverstanden, wenn ich die Opfer klassifiziere:
 
 
Die großen Opfer, wie ...
  • auf eine Beförderung verzichten
  • auf die Karriere verzichten
  • auf Weltreisen verzichten
  • auf ein tolles Haus mit Garten verzichten
 
Verstehen Sie bitte Gaudí und mich nicht falsch: Eine Beförderung, eine Karriere, eine Weltreise ein Haus mit Garten - das alles sind feine Sachen, die wir Ihnen gerne gönnen. Und vielleicht begrüßt es Gaudí, wenn Sie hart an Ihrer Karriere arbeiten.

Nur alles zugleich geht nicht. Und das heißt, dass Sie das eine oder andere größere Opfer bringen müssen, wenn Sie eine tolle Familie bauen wollen.
 
 
Die täglichen kleinen Opfer, wie …
  • nachts aufstehen und ein vollgekotztes Bett saubermachen
  • bei den Mathe-Hausaufgaben helfen, wenn man dazu keine Lust hat
  • schlimmer: bei den Mathe-Hausaufgaben helfen, wenn der Sohn keine Lust dazu hat
  • der Liebsten zuliebe eine Oper anhören oder was auch immer man nur für die Liebste tut
 
Diese täglichen kleinen Opfer bestehen darin a) unangenehme Dinge zu tun, b) angenehme Dinge nicht zu tun und c) sich zu beherrschen. Diese kleinen Opfer täglich zu erbringen ist mindestens so schwer wie ein großes Opfer zu erbringen.
 
 
Am besten Opfer von allen Beteiligten

Leider kann man es mit dem Sich-Aufopfern aber auch übertreiben, besonders wenn kein Opfer von der anderen Seite kommt. Deshalb sagt Gaudí folgendes:
 
Gaudi„Wenn zwei sich opfern, wird das gemeinsame Leben brillant und vorbildlich. Eine Ehe, in der beide Partner den Geist des Opfers haben, bringt Frieden und Freude, ob mit Kindern oder ohne, ob mit Reichtum oder ohne.“

Antoni Gaudí, ebenda.
 
Das hört sich toll an, finden Sie nicht? Und Gaudí setzt noch einen drauf:
 
Gaudi„Wenn es mehr als zwei sind, die sich opfern, dann erstrahlt das Haus in tausend Lichtscheinen, die alle blenden, die sich dem Haus nähern.“ 

Antoni Gaudí, ebenda, S. 98
 











Meine Güte, bevor wir zu sehr geblendet werden, zurück zu Ihnen und mir: 
 
Sind wir beide bereit, Opfer zu bringen, und zwar für unsere Beziehungen, für unsere Familien? 
 
Und wenn ja, welche?


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Kommentare: 1

Volker | 21:50 Uhr | 01.04.2014
Beeindruckend.
Praktisch.
Mutmachend.

Danke !!
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