Seinen Namen kennt kein Mensch. Seine Erfindung kennt jedes Kind. Friedrich Wilhelm August Fröbel (1782-1852) hat den Kindergarten erfunden. Ich war am Wochenende im Fröbel-Museum (mit Arbeitszimmer des Meisters) in Bad Blankenburg (Thüringen) und beeindruckt von der Wirkung dieses Pädagogen. Ich glaube, in Japan und in den USA ist er bekannter als bei uns in der Heimat, wie Sie den Titelblättern entnehmen können, die ich im Museum fotografiert habe. Sicherlich wissen Sie, dass selbst Amerikaner von "Kindergarten" / "Kindergarden" sprechen (was "Kita" nicht für sich beanspruchen kann).
Nun aber zu Fröbels Meistertrick. Er ist unerlässliche Voraussetzung für alle Erzieher inkl. Eltern. Den hätten Sie gern gewusst, oder? Also, täterätääääh, hier ist er:
"Sich selbst und andere erziehen, mit Bewusstsein, Freiheit und Selbstbestimmung, das ist Doppeltat der Weisheit."
(Anfang des Paragraphen 4 seines Hauptwerkes "Die Menschenerziehung" von 1826)
Das finde ich stark! Das heißt: Bevor Du andere erziehst, erziehe Dich selbst (die Reihenfolge im Fröbel-Zitat scheint mir nicht zufällig zu sein)! Ich fürchte, wir Eltern und Erzieher hängen dem irrigen Glauben an, es müsse nur noch einer erzogen werden, nämlich unser Zögling.
Aber wie wollen wir einem Kind Selbstbeherrschung beibringen, wenn wir selbst uns den ein oder anderen Ausraster erlauben?
Wie wollen wir einem Kind beibringen sich unterzuordnen, wenn wir selbst es nicht so toll finden (und es daher nicht tun) uns unterzuordnen? Dasselbe gilt für Ehrlichkeit, Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft usw. usw.
Um es positiv zu sagen: Wer sich selbst gut erzogen hat und weiter erzieht (damit ist man ja leider nie fertig), hat es leichter, andere zu erziehen. Oha, ich wünschte, ich hätte mich besser erzogen. Dann hätte ich es leichter - und meine Kinder erst (Fragen Sie die bloß nicht!).
Fröbels Frage an Sie und mich lautet:
Was tun wir Erzieher, um uns selbst zu erziehen?
Ja, gut, aber "sich selbst erziehen", wie geht das? Das weiß ich selbst nicht so genau. Aber vielleicht hilft uns ein Vergleich. Schließlich sagt Fröbel selbst:
(aus Fröbels Schrift "Durchgreifende, dem deutschen Charakter erschöpfend genügende Erziehung ist das Grund- und Quellbedürfnis des deutschen Volkes" von 1821)
Womit sollen wir nun "sich selbst erziehen" vergleichen? Der Vergleich, der naheliegt: unsere Bemühungen, die uns anvertrauten Menschen zu erziehen.
Schauen wir doch mal, was wir alles tun, um das auf die Reihe zu bekommen. Und dann bleibt nur die Frage, ob wir das auch tun, wenn es um unsere eigene Erziehung geht.
Dann fangen wir mal an:
Wenn wir andere erziehen, dann ...
... machen wir uns darüber viele Gedanken.
... lesen wir Literatur dazu.
... fragen wir andere um Rat.
... studieren wir das Ganze eventuell sogar ein paar Semester.
... bilden wir uns ständig fort.
... lassen wir uns von anderen dabei helfen.
... investieren wir Zeit, viel Zeit.
... räumen wir dem Priorität gegenüber vielem anderen ein.
Machen Sie das auch, wenn es um Ihre eigene Erziehung geht?
