Erfolge nicht feiern, sondern ausbauen

Was Sie vom Sieger der Völkerschlacht bei Leipzig lernen können
Kategorie: Managen
| 16.10.2013 | 0 Kommentare

Leipzig feiert das Jubiläum „200 Jahre Völkerschlacht“ am 16.-19. Oktober 2013. Ich war schon mal vorher da, nämlich am Völkerschlachtdenkmal, und wurde belohnt mit dem Anblick, na ja, sagen wir dem Anblick einer Baustelle inkl. Kran und viel Abdeckfolie.










Die Völkerschlacht heißt Völkerschlacht, weil sie mit rund 600.000 Soldaten die bis dahin größte Schlacht aller Zeiten war. Sie war die entscheidende Schlacht der Befreiungskriege: Napoleon wurde von Preußen und seinen Alliierten besiegt und musste sich aus Deutschland zurückziehen.

So, jetzt aber zum Meister des Tages: Gebhard Leberecht von Blücher. Blücher war zwar nicht Oberbefehlshaber (das war Karl Philipp zu Schwarzenberg), aber insofern treibende Kraft, als er die zweite von drei Heeresgruppen führte: die Schlesische Armee, die aus russischen und preußischen Truppen bestand.

Mich interessiert hier jedoch nicht seine Leistung bei Leipzig selbst, für die er am 19. Oktober zum Generalfeldmarschall ernannt wurde, sondern danach. Er ließ nämlich eine große Party steigen, hielt zahlreiche Empfänge, gab eine Pressekonferenz und ließ es sich mit seinen Truppen zwei Wochen lang gut gehen.

Nichts da! Blücher machte seinem Namen „Marschall vorwärts“ (so wurde er von den Russen genannt) alle Ehre: Er ruhte sich nicht auf seinen Lorbeeren aus, sondern verfolgte den fliehenden Feind, treffend beschrieben von – Karl Marx! (Dass ich als überzeugter Marktwirtschaftler den zitiere!) 

„Nach dem endgültigen Sieg am 19. Oktober und während des ganzen Rückzuges Napoleons von Leipzig zum Rhein wurde dieser nur von Blücher ernsthaft verfolgt. Während sich die kommandierenden Generale am 19. Oktober mit den Monarchen auf dem Leipziger Marktplatz trafen und wertvolle Zeit mit gegenseitigen Komplimenten verschwendeten, war seine Schlesische Armee bereits auf dem Marsch nach Lützen, um den Feind zu verfolgen.“

Karl Marx: The New American Cyclopedia s.v. Blücher (weitere bibliographische Angaben hier)

Um sein großes Ziel zu erreichen, nämlich Napoleon aus Deutschland endgültig zu vertreiben, verzichtete Blücher aufs Feiern und Gefeiert-Werden und setzte hartnäckig nach – mit Erfolg. So schreibt er an seine Frau am 3. November 1813:

 „Nun ist das große Unternehmen geendigt, die Franzosen sind gänzlich über den Rhein gejagt. Acht Tage hintereinander habe ich stets mein Quartier des Abends da genommen, wo es Napoleon verlassen, und stets auf derselben Stelle geschlafen. Er hat den größten Teil seiner Armee verloren, besonders seine Artillerie, und wenn nicht große Fehler begangen wären, so wäre er selbst mit allen verloren gewesen. So bald wird er in Deutschland nicht zurückkehren, denn das, was er gerettet, ist in traurigem Zustande.“

Für Sie heißt das: Feiern Sie einen Erfolg nicht zu früh, sondern setzen Sie nach! Wenn Sie also ein Projekt erfolgreich abgeschlossen haben, dann lehnen Sie sich nicht zurück, sondern überlegen Sie, wie Sie den Schwung des Erfolges mitnehmen können – zum Beispiel für eine Ausweitung des Projektes oder für die Zustimmung, ein anderes Projekt in Angriff zu nehmen, das Ihnen bisher verwehrt wurde. Wenn Sie im Vertrieb einen großen Erfolg gelandet haben, sprich: einen großen Kunden überzeugt haben, dann überlegen Sie, wie Sie diesen Erfolg nutzen können – z.B. indem Sie diesen Kunden als Referenz nutzen, um künftig häufiger Kunden dieser Größenordnung anzusprechen.

Tun Sie, was zu tun ist, um eine noch größere Ernte einzufahren, denn das ist im Moment des Erfolges nicht so aufwändig wie sonst. Diese Erfahrung hat jedenfalls Blücher gemacht, nicht nur nach der Schlacht bei Leipzig, sondern z.B. auch nach der Schlacht an der Katzbach am 26. August 1813. Lassen wir dazu nochmals Karl Marx zu Wort kommen:

„Nach der Schlacht setzte Blücher alles daran, seine Streitkräfte anzuspornen, ihre äußerste Kraft für die Verfolgung des Feindes aufzubieten, wobei er ihnen mit Recht vor Augen hielt, dass sie sich, wenn sie ‚tüchtig darauf losgehen, eine neue Schlacht sparen’“

Jetzt verstehen Sie vielleicht, wie es zur Redewendung „Ran wie Blücher (an der Katzbach)“ gekommen ist. Blücher zeichnete sich durch Offensiv-Drang, durch Nachsetzen aus und wurde dafür belohnt.

Und seine Truppen? Wie fanden die das? Wie finden es Mitarbeiter es, wenn ihre Führungskraft mit einem Erfolg nicht zufrieden ist, sondern einen noch größeren Erfolg anstrebt? Die Strapazen von Blüchers Leuten waren enorm, wie er in einem Brief am 4. November 1813 an von Bonin schreibt:

„Vierzehn Tage habe ich ohne Rasttag in die abscheulichsten Wege [sic!] marschiert. Heute ist der erste Ruhetag; unseren Leuten mangelt es besonders an Schuh, Stiefel und Hosen; ...“

Also folgten die Truppen Blücher nur widerwillig? Denkste! Blücher schreibt weiter:



„... aber ihr guter Wille, sowohl bei Russen als Preußen, ist unerschütterlich. Wenn ich des Morgens herauskomme, so empfangen sie mich mit Jubel.“

Aha, trotz der Strapazen waren die Truppen von ihrem Chef begeistert. Der noch größere Erfolg gab ihrem Meister Recht. Für Führungskräfte heißt das: Sie tun Ihren Mitarbeitern nicht immer einen Gefallen damit, Erfolge einfach nur zu feiern. Spornen Sie sie an, aus einem Erfolg einen noch größeren Erfolg zu machen – und sie werden Ihnen willig folgen.

Zu Blücher gibt es noch viel zu erzählen. Zum Beispiel dass er nicht immer nur Sieger war (wie bei Auerstedt und Leipzig, wo er zu stürmisch vorging) oder dass er kein Stratege war und wohl auch keine Karten lesen konnte.

Nicht unerwähnt bleiben darf zum Schluss seine Rolle bei Waterloo, wo er mit seiner Ankunft auf dem Schlachtfeld dafür sorgte, dass Napoleon, wie soll man sagen, ja natürlich – sein Waterloo erlebte.

Wellington, der Oberbefehlshaber der britischen Armee, hätte es wohl nicht geschafft, Napoleon zu besiegen, im Gegenteil, er war in starker Bedrängnis. „Ich wollte, es wäre Nacht oder die Preußen kämen“ soll er gesagt haben. Die Historiker streiten sich, ob er „Either night or the Prussians will come.” gesagt hat oder “I want night or Blucher!”.

Blücher und seine Truppen waren noch stark mitgenommen von der Niederlage zwei Tage zuvor in der Schlacht bei Ligny. Aber sie kamen und mit ihnen die Wende.



Schlagworte: Erfolge nachsetzen
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