Machen Sie es besser! Lästern Sie nicht hintenrum, sondern loben Sie hintenrum!
Diese Empfehlung stammt vom Orientalisten Friedrich Rückert, der wiederum sie nicht erfunden hat, sondern als guter Orientalist in Schriften des Orients entdeckt hat:
„Mit einem Teil des Lobs sollst du den Freund nur schmücken /
Ins Antlitz, einen Teil sag hinter seinem Rücken."
Friedrich Rückert : Die Weisheit des Brahmanen. Ein Lehrgedicht in Bruchstücken, Leipzig 1839, Band 5. S. 162, Spruch 15
Schön. Aber was bringt das? Das kann ich Ihnen am besten an einem Beispiel verdeutlichen, das ich erlebt habe.
In meiner Zeit als Radio-Redakteur fiel ein Kollege über Wochen aus. Ich habe in der Zeit seine Arbeit übernommen. Das ließ mir nicht einmal Zeit, die Redaktionskonferenz zu besuchen, die eigentlich jeder Mitarbeiter besuchen musste. Die anderen quatschten, ich arbeitete. Gab es dafür etwa Lob vom Chefredakteur? Nein! Ich hätte es wirklich schön gefunden, wenn er in mein stickiges Studio gekommen wäre und mir auf die Schulter geklopft hätte. Nein, kein Lob!
Doch! Nach einer Redaktionskonferenz kamen hintereinander mehrere Kollegen in meinem Studio vorbei. Und erzählten, dass mein Chefredakteur mich gelobt und als „belastbar“ bezeichnet hatte. In der Radiobranche, wo man eher sparsam mit Lob ist, ein dickes Lob. Ein dickes Lob.
Ich schwebte auf Wolke sieben. Mehrere Tage lang. Ich schwebe noch heute.