Heute vor 300 Jahren, am 28.06.1712, wurde Jean-Jacques Rousseau geboren. Warum wir heute noch von ihm sprechen? Weil er sein Hobby NICHT vorschnell zum Beruf gemacht hat! Wie bitte?

Nun mal langsam: Rousseaus Hobby war es Bücher zu schreiben. Und damit hätte er seinen Lebensunterhalt bestreiten können. Die Sache hatte nur einen Haken, wie er selbst schreibt:

"Um große Wahrheiten wagen zu können, darf man nicht vom Erfolg abhängen. Ich warf meine Schriften in die Öffentlichkeit und war mir sicher, für die Allgemeinheit gesprochen zu haben, ohne eine andere Absicht."

(aus seiner Autobiographie "Die Bekenntnisse")

Aha! Rousseau wusste, dass wenn er vom Schreiben abhängig gewesen wäre, er den sofortigen Erfolg gebraucht hätte - und dafür Kompromisse hätte eingehen müssen. Er ging daher einer anderen, und zwar mechanischen Tätigkeit nach und kopierte Noten (Musiknoten, keine Banknoten!). Und seine Bücher schrieb er nach seinem Belieben, man könnte sagen, ohne Rücksicht auf Verluste.

Was heißt das für Sie? Überlegen Sie gut, bevor Sie Ihr Hobby zum Beruf machen. Als Hobby-Mensch können Sie machen, was Sie wollen. Sobald daraus ein Broterwerb wird, müssen Sie Rücksicht nehmen und Kompromisse eingehen.


Wie aus dem Hobby doch noch der Beruf werden kann
Das Verrückte: Wenn Sie Ihr Hobby auf Ihre Weise verfolgen und dabei richtig gut sind, können Sie zum Schluss doch Geld damit verdienen! Was denn nun!? Jetzt doch das Hobby zum Beruf machen? Lassen wir das mal Rousseau erklären:

"Mein Handwerk [d.h. das Noten-Kopieren] konnte mich ernähren, wenn meine Bücher sich nicht verkauften, und gerade deswegen verkauften sie sich."

(Ebda.)

Na also: Weil Rousseau seinem Hobby auf seine Weise nachging, wurde er zur Marke - und dann kam das Geld.

Damit wir uns richtig verstehen: Ich wünsche Ihnen, dass Ihr Beruf Ihre Berufung ist. Nur: Wenn Sie zu früh von Hobby auf Beruf umstellen, riskieren Sie Ihre Unabhängigkeit. Das ist für kreative Berufe besonders gefährlich. Aber, wie mir scheint, nicht nur für diese.