Warum Sie sich einiges mehr gefallen lassen müssen, als Ihnen lieb ist

Oder: Promi-Beraterin Ebner-Eschenbach zum Riemann-Interview-Skandal
Kategorie: Managen Leben
| 02.05.2013 | 4 Kommentare

Dieser Artikel hat mehr mit Ihnen zu tun, als Sie vielleicht denken. Worum es geht? Um Katja Riemann und ihr Verhalten in der NDR-Talksendung „DAS!“. Danach zu Ihnen! 

Was war passiert? Moderator Hinnerk Baumgarten hatte Katja Riemann nicht nur Fragen zu ihrem neuen Film gestellt, sondern auch zu ihrer Kindheit und einigen anderen privaten Dingen. Riemann reagierte darauf, vorsichtig gesagt, nicht sehr kooperativ. Man merkte ihr sichtlich an, dass ihr das Ganze zu privat wurde. Wenn Sie mögen, können Sie sich das hier einmal anschauen – wie Tausende andere. 

Von den bissigen Kommentaren wollen wir gar nicht reden. Auch nicht davon, dass Katja Riemann auf ihrer Homepage laut „Bunte“ das Gästebuch schließen musste ob der zahlreichen weniger positiven Kommentare. (Haben Sie es gemerkt? Ich habe das antike Stilmittel „Praeteritio“ verwendet, d.h. gesagt, dass ich etwas nicht sage und es damit doch gesagt.)

Können wir Katja Riemann verstehen? Natürlich können wir das! Ich jedenfalls. Die wenigsten von uns mögen auf alle Fragen, vor allem private Fragen, antworten müssen. Doch im Fall Riemann sieht die Sache etwas anders aus.

Schauen wir uns zu diesem Thema an, was Marie von Ebner-Eschenbach dazu zu sagen hat, eine Promi-Beraterin, nein: Dichterin:


„Wer in die Öffentlichkeit tritt, hat keine Nachsicht zu erwarten, geschweige denn zu fordern.“
 



Also, Verständnis hin oder her: Wer prominent ist, kann nicht nur die Vorteile abgreifen, sondern muss dafür auch einiges in Kauf nehmen, einiges mehr als Otto-Normal-Verbraucher.

 

Nun zu Ihnen

Was das mit Ihnen zu tun hat? Und mit mir? Na ja, sobald Sie eine Führungsposition einnehmen, gehen Sie in die Öffentlichkeit. Und schwupp-di-wupp trifft das Ebner-Eschenbach-Zitat auf Sie zu.

Oder: Sobald Sie eine Präsentation halten, gehen Sie an die Öffentlichkeit. Das bedeutet eben auch, Kritik einstecken zu müssen.

Also: Hören Sie auf zu jammern! Und akzeptieren Sie den Preis, den Sie zahlen müssen, wenn Sie an die Öffentlichkeit treten, so klein die Öffentlichkeit auch sein mag.

Müssen Sie sich dann alles gefallen lassen? Nein, wer sagt das denn? Ebner-Eschenbach nicht.

 



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Kommentare: 4

Hendrik Singer | 10:13 Uhr | 22.05.2013
Schöner Beitrag !!! Für mich stellt sich da allerdings die Frage, warum Katja Riemann die Einladung in die NDR-Talksendung „DAS!“ überhaupt angenommen hat? Muss man(n) vielleicht nicht verstehen :-)
Ralf Lengen | 10:24 Uhr | 22.05.2013
Ja, das verstehe ich auch nicht! Oder vielleicht doch: Riemann wollte ihren Status für ihre Sache nutzen, also Werbung für den Film machen. Sie war aber offensichtlich nicht bereit, auch den Nachteil, den der Status mit sich bringt, in Kauf zu nehmen - also sich Fragen nach ihrer Kindheit etc. gefallen zu lassen. Und da sagt Ebner-Eschenbach eben: Wenn du dir ausgesucht hast, ein Promi zu sein, musst du bereit sein, die Nachteile in Kauf zu nehmen.
Ute Delimat | 14:55 Uhr | 22.05.2013
Egal ob Promi oder nicht: in Gesprächen oder DIskussionen - inbesondere im öffentlichen Bereich - sollten die Partner gewisse Grundregeln beherrschen.Dass ein Journalist im Interview ad hoc Privates abfragt, ist nichts Absonderliches. Die Reaktion darauf jedoch ist erlernbar (Danke an alle
guten MedientrainerInnen!). Das sollten insbesondere Personen wissen, die desöfteren vor der Kamera stehen. Professionelle Interviews sind weder Boxkämpfe noch therapeutische Sitzungen. Hinnerk Baumgarten hat seinen Fragestil - so wie es seine norddeutsche Art ist - dieser unglücklichen Situation mehr als angepasst.
Tanja Lange | 14:56 Uhr | 22.05.2013
Erstaunliches Interview mit einer auf mich völlig desorientiert wirkenden Katja Riemann, die mit der Leichtigkeit und den Vorlagen des Moderators gänzlich überfordert zu sein schien. Habe die Schauspielerei immer ganz anders interpretiert. Bin davon ausgegangen, dass Schauspieler sich tatsächlich in die zu spielenden Charaktere hineinversetzen müssen, um so authentisch wie möglich zu sein.

Das Zitat von Ebner-Eschenbach würde ich heute so formulieren: "Wenn du in die Öffentlichkeit trittst, musst du dich wirklich zeigen und äußerst schlagfertig sein, dann bist du auf alles vorbereitet".
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