Was Sie besser machen sollten als Helmut Kohl


Kategorie: Reden Leben
| 18.10.2014 | 1 Kommentare

Jetzt weiß jeder, was Helmut Kohl über seine lieben Kollegen denkt: Christian Wulff ist „eine Null“, "Frau Merkel konnte ja nicht richtig mit Messer und Gabel essen" usw. usw.

Und woher wissen wir das? Hat Helmut Kohl eine Pressekonferenz einberufen, um uns allen sein Herz auszuschütten? Natürlich nicht.

Nein, Helmut Kohl hat das alles in einem vertraulichen Gespräch dem Journalisten Heribert Schwan anvertraut - in dem sicheren Gefühl, die schlimmen Passagen später noch ausstreichen zu können, wenn es an die Veröffentlichung geht.

Aber warum vertraut der medienerfahrene Helmut Kohl einem Journalisten solche pikanten Urteile an? Nun, im Laufe der 630 Stunden Interview wurde die Beziehung zu Heribert Schwan immer enger, fast „freundschaftlich“ möchte man sagen. Und da machte Helmut Kohl einen Fehler, vor dem der persische Dichter Saadi schon vor mehr als 700 Jahren gewarnt hat.

"Erzähle einem lieben Freund nicht alle deine Geheimnisse, denn er könnte eines Tages dein Feind sein."

Sheikh Saadi: Gulistan - Der Rosengarten, aus dem Urtext übertragen von Syed Omar Ali-Shah, Deutsch von Kathleen Göpel, 2. Auflage Berlin 2008, Buch VIII ("Über den rechten Umgang in der Gesellschaft"), Ratschlag zehn, S. 234
Tja, aus so manchem Freund wird ein Feind, auch wenn man sich das im Moment der Freundschaft nicht vorstellen kann. Das gilt leider nicht nur für Kohls Freunde, sondern auch für Ihre Freunde. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.

Moment, ist Heribert Schwan denn überhaupt als Feind Kohls zu bezeichnen? Wenn man Schwan fragen würde, würde er das verneinen und das Gegenteil behaupten. So schreibt er z.B.:

"Dies ist gewiss kein Buch der Rache. [...] Der große Respekt vor Helmut Kohls Lebensleistung bleibt."
Heribert Schwan / Tilman Jens: Vermächtnis. Die Kohl-Protokolle, München 2014, S. 222.

Das will ich gern glauben. Wo ist dann die Feindschaft, fragen jetzt auch Sie zu Recht. Ja, wo ist sie denn?

Nun die Feindschaft liegt zwischen den beiden Sätzen versteckt, und zwar in dem Satz, den ich ausgelassen habe. Ich hoffe, Ihnen ist das Auslassungszeichen "[...]" aufgefallen. Und was steht da? Hier, das hier:

"Auch wenn Frau Dr. Kohl-Richter nun alles daransetzt, mir den Mund zu verbieten."

Hier ist sie, die Feindschaft.

Darüber und ob es klug war, dem Journalisten Schwan die Freundschaft zu kündigen, ließe sich einiges sagen. Aber das wäre ein neues Thema.

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Kommentare: 1

Alexander | 23:13 Uhr | 29.10.2014
Man kann über Helmut Kohl denken, was man mag, und er bietet gewiss genügend Angriffsfläche. Aber ich verachte Leute wie den Journalisten Schwan, die sich auch noch in Fernsehsendungen und Diskussionsrunden selbst beweihräuchern und fadenscheinig rechtfertigen und denen es letztlich doch nur um Sensationslust und Geld geht. Dass der werte Herr Schwan auch noch von \"großem Respekt\" schreibt, spottet jeder Beschreibung. Schämen soll er sich. Aber diese Einsicht bleibt ihm leider verschlossen.
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