Wie Sie kreativ werden (und sich dabei Feinde machen)


Kategorie: Schreiben Managen Leben
| 25.09.2015 | 1 Kommentare

Ich weiß, das ist kein einladender Titel (damit meine ich die Klammer!). Aber offensichtlich lesen Sie ja doch weiter.
 
Gute Entscheidung! Denn so kann ich Ihnen eine Voraussetzung nennen, ohne die Sie schwerlich kreativ sein können. 
 
„Kreativ“ kommt vom lateinischen „creare“ und heißt „schöpferisch“ - eine wahrhaft göttliche Eigenschaft! Denn wenn Sie Neues hervorbringen, bringen Sie andere voran und sich selbst.
 
So, jetzt aber zu dem unbequemen Trick. Gelesen habe ich ihn bei Egon Friedell, einem kreativen österreichischen Autor (besonders zu empfehlen: „Die Kulturgeschichte der Neuzeit“) Er schreibt:
 

„Taktlosigkeit ist das schöpferische Prinzip in der Geschichte der Menschheit. Taktlos ist an sich schon jede neue Erkenntnis."

Egon Friedell: Takt, in: Derselbe: Vom Schaltwerk der Gedanken. Ausgewählte Essays zu Geschichte, Politik, Philosophie, Religion, Theater und Literatur, herausgegeben von Daniel Keel und Daniel Kampa, Zürich 2009, S. 46-51, hier: S. 48f.

 
In der Tat: Wenn Sie etwas Neues gestalten, müssen Sie das Althergebrachte herausfordern. Sie müssen es in Frage stellen. Und das wird nicht jedem gefallen. Schließlich gibt es immer Gründe, am Althergebrachten festzuhalten à la „Das haben wir immer schon so gemacht."
 
Aber wenn Sie kreativ sein wollen, wenn Sie Neues hervorbringen wollen, dürfen Sie darauf keine Rücksicht nehmen. Nochmals Egon Friedell:
 

„Jeder schöpferische Mensch zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass er keinerlei Rücksichten nimmt."

Egon Friedell: Ebenda, S. 49.

 
Wie Friedell im Folgenden nachweist, geht es bei der Rücksicht nicht nur um Rücksicht gegenüber anderen, sondern auch gegenüber sich selbst. Es könnte ja peinlich werden, wenn der neue Vorschlag nicht auf Gegenliebe stößt oder nicht funktioniert.
 
Also, geben Sie sich einen Ruck: Auf alle Rücksicht nehmen und zugleich kreativ sein - das geht nicht. Seien Sie taktlos!
 
Halt, das dürfen wir so nicht stehen lassen. Friedell meint damit natürlich nicht, dass Sie jetzt unhöflich sein und anderen die Tür vor der Nase zuschlagen sollen. Daher Friedell zum Dritten:
 

„Mensch, sei taktvoll in allen unwesentlichen Dingen des kleinen Lebens und der Stunde, und sei ungeheuer taktlos in allen Dingen, die dir wirklich wichtig sind!"

Egon Friedell: Ebenda, S. 51.

 
So, und jetzt schreiben Sie mal schön taktlose Kommentare!


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Kommentare: 1

Thomas Farbmacher | 17:44 Uhr | 08.10.2015
SO EINE SCH...ÖNE SICHTWEISE - das gefällt mir!
Ich gehör nämlich auch zu der Gruppe Menschen, die zu viel daran denken, andere zu schonen, und sich dadurch immer wieder schöpferisch einschränken. Erlebe das immer wieder bei meiner Arbeit, dass es nicht gelingt, mit sanfter Höflichkeit eine starke Veränderung zu erzielen.
SCH... dabei ist nur, dass man selbst über den eigenen Schatten springen muss - das nimmt einem kein anderer ab :-)
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