Erlauben Sie mir, das mal etwas freier zu übersetzen: "Ich pfeife auf zehntausend Leute, wenn ich einen phänomenalen Freund oder Mitarbeiter habe."
"Einer ist für mich so gut wie zehntausend, sofern er der Beste ist."
Heraklit: B 49
Besser ein Spitzenfreund
Also: Was haben Sie von zehntausend Facebook-Freunden, wenn keiner von ihnen da ist, wenn es Ihnen richtig schlecht geht? Wenn Sie in einer Krise stecken? Oder wenn Sie umziehen müssen? (Auch das ja eine Krise!).
Das gilt nicht nur für soziale Netzwerke wie Facebook und XING, sondern auch für das reale Leben. Sie haben nichts von vielen netten Bekannten, wenn es um die Wurst geht. Noch nicht einmal von vielen Freunden. Okay, besser viele Freunde als gar keine Freunde. Aber am besten einen guten Freund oder eine gute Freundin. Heraklit würde Ihnen sogar zwei erlauben. Vielleicht auch drei. Aber viel mehr dürften es dann wohl nicht sein.
Besser ein Spitzenmitarbeiter
Heraklits Grundsatz gilt auch fürs Arbeitsleben. Ich habe zweimal als Inhaber meiner Agentur einen großen Fehler gemacht, als ich drei gute Leute für einen Job eingestellt habe statt eine überragende Person einzustellen. Viel hilft leider nicht immer viel. Ich will in meinem Fußball-Team lieber einen Christiano Ronaldo haben als zehn Kicker meines Formats.
Auch wenn unser sozialistisches Herz das nicht gern hört: Wenn eine Person etwas überragend beherrscht, dann wird sie darin mehr ausrichten als
Wenn Sie daran interessiert sind, warum das so ist, dann befassen Sie sich einmal mit dem Pareto-Prinzip, auch "80/20-Regel" genannt: Mit 20 Prozent des Einsatzes erreichen Sie 80 Prozent des Ergebnisses. Mit 20 Prozent der Kunden machen Sie 80 Prozent des Umsatzes. Mit 20 Prozent Ihrer Vertriebler erreichen Sie 80 Prozent des Umsatzes usw.
Es gibt noch einen Grund, warum Sie von zehntausend Mitarbeitern nicht 10.000mal mehr profitieren als von einem: Ihre Zeit ist begrenzt. Sie müssen sich entscheiden, ob Sie tausend Stunden in zehntausend Leute investieren wollen oder in ein bis drei Leute. Ist doch klar, dass Sie im ersten Fall nicht eine so tiefe Beziehung aufbauen können.
Besser ein Coachee
Es tut mir leid, ich habe kein besseres Wort als "Coachee" gefunden. Was ich sagen will: Ich halte gerne Vorträge und gebe gern Seminare. Und ich würde nicht Nein sagen, wenn das Olympia-Stadion voll wäre, nicht um Mario Barth zu hören, sondern die Meistertricks.
Doch erfüllender als das beste Seminar ist es für mich, wenn ich einer Person im Coaching helfen kann. Mit "helfen" meine ich wirklich helfen. Wenn dadurch jemand nach zwanzig Jahren Frieden schließt mit seinem Vater. Oder endlich das Rückgrat hat, um sich gegenüber jemandem durchsetzen (auch langjährige Geschäftsführer können damit ein großes Problem haben). Das kriegen Sie durch ein Olympia-Stadion-Event nicht hin. Da bedarf es des 1:1-Gesprächs.
Ich bin glücklich, wenn Teilnehmer meine Seminare loben. Doch wenn ein Coachee mir berichtet, wie er dank des Coachings sein Leben verändert hat, dann schwebe ich auf Wolke sieben.
Besser in wenige investieren
Womit wir zum Schluss kommen: Selbstverständlich dürfen Sie sich ein großes Netzwerk aufbauen. Auch entfernte Freunde tun Ihnen gut, und Sie können ihnen gut tun.
Doch konzentrieren Sie sich lieber auf die Perlen. Es wäre schön, wenn Ihre Liebsten dazuzählen.
ich möchte mich ausdrücklich für den Newsletter bedanken. Er ist mir wichtiger, als abertausend Facebook-Einträge auf meiner Profilseite. Eine wahre digitale Perle. Danke!