Fangen wir gleich mit dem ersten Punkt an:
Ja, von nichts kommt nichts. Wenn Sie wollen, dass die Leute brennen, dann müssen Sie schon Energie reingeben. Und zwar viel. Und stetig. Ich nehme mir das zu Beginn eines Seminartages oder eines Vortrages bewusst vor. Ich rufe mir selbst "Tschaka" zu und richte mich innerlich wie äußerlich auf. Und dann gebe ich ordentlich Energie rein in den Laden. Damit ist übrigens nicht nur Reden gemeint, sondern auch aufmerksames Zuhören.
"Andere Lehrer, die vielleicht nicht ganz so erfahren waren, beeindruckten uns mit ihrer Energie und brachten uns so dazu, härter zu arbeiten."
(Choura. The Memoirs of Alexandra Danilova, New York, 1986, Seite 189; Übersetzung von mir)
Als Energiespender ist man dann zwar am Ende platt, aber zufrieden. Denn die Meute hat mitgezogen. Oder in den Worten von Danilova: "hat härter gearbeitet".
Muss das sein? Warum gerade Geduld? Ich werde allein schon ungeduldig, wenn ich das höre. – Na ja, wer etwas lernt, der ist ja am Lernen. Die Übung, die er von mir serviert bekommt, sieht er zum ersten Mal. Ich habe schon hunderte Male damit gearbeitet. Also gut, Geduld. Meinetwegen. Was kommt als nächstes?
"Die besten [Lehrer] hatten Geduld, was, wie ich denke, entscheidend ist."
(Alexandra Danilova: a.a.O.)
Was denn jetzt? Geduldig oder anschreien? – Okay, ich habe verstanden. Die Hauptsache ist, dass ich es gut mit meinen Leuten meine. Überzeugt mich. Sehr.
"Manchmal schreie ich sie an, aber immer in Liebe."
(Alexandra Danilova: a.a.O.)
Auch wenn ich noch niemanden in einer Veranstaltung angeschrien habe, ich bin aufrichtig daran interessiert, dass jeder vorankommt und etwas lernt. Dafür ist auch Korrektur nötig. Ich fasse es als Kompliment auf, dass eine Personalchefin letztens zu mir sagte, sie habe es bisher noch nie so erlebt, dass ein Seminarleiter so offen kritisiert. (Keine Sorge, immer schön konstruktiv, wie es zu Recht heißt).
Glaube ich auch. Und muss man wohl nicht weiter erklären. Doch, eine Sache: Auch wenn mir Seminarteilnehmer das "Du" anbieten, ich bleibe lieber beim "Sie". Das ist (m)ein Mittel, damit eine gesunde Distanz bestehen bleibt.
"Ich glaube, dass es eine respektvolle Distanz geben sollte zwischen einer Lehrerin und ihren Schülern, aber der Respekt sollte nicht in Furcht begründet sein."
(Alexandra Danilova: a.a.O.)
Wunderbar! Hört sich gut an! Sie müssen dabei nur darauf achten, dass Sie dabei nicht angeberhaft rüberkommen. Ich nehme gern zu Beginn eines Seminars Bezug auf ein tagesaktuelles Beispiel, ob aus Politik oder Sport, und erkläre daran ein, zwei Meistertricks. Für die Zuhörer wirkt eine solche "Kompetenzkeule" deswegen so überzeugend, weil sie nicht einstudiert sein kann.
"Du musst ihnen im Laufe der Lektionen beweisen, dass du mehr weißt als sie, dass sie sich etwas von dir aneignen können. Wenn du das geschafft hast, gehören sie dir."
(Alexandra Danilova: a.a.O., Seite 190)
Am wirksamsten ist es, wenn es Ihnen gelingt, den einzelnen Personen klarzumachen, inwiefern Sie sie individuell voranbringen können. Daher fragen Sie am besten jede Person einzeln nach ihren Erwartungen. Und wenn Sie dann liefern, sind alle glücklich.
Also, die großen Fünf für tolle Schulungen sind laut Danilova:
1) Energie
2) Geduld
3) Anschreien, äh: Liebe, Interesse
4) Distanz
5) Kompetenz