Wie wir das hinbekommen haben? Ähm, also, äh, kostenlos ist es zwar, aber nicht für immer: Wir sind nämlich im Probemonat. Aber Sie glauben doch nicht im Ernst, dass wir danach aufhören. Das kriege ich nicht durch! Bei meinen Kindern nicht – und mittlerweile auch nicht bei mir selbst. Ich habe mich davon überzeugt, dass Netflix auch mir einiges zu bieten hat. Natürlich nur "als Anschauungsmaterial für meine Seminare" (!).
Ja, warum bieten die eigentlich einen kostenlosen Probemonat an? Warum bietet die Judo- oder Tanzlehrerin eine kostenlose Probestunde /-Woche an? Und der freundliche Auto-Verkäufer großzügig eine kostenlose Testfahrt? Ganz zu schweigen von kostenlosen Weinproben, Zeitschriftenausgaben usw. usw.
Na ja, sie alle setzen eines voraus: Dass Sie sich eher von sich selbst überzeugen lassen als von einem Werbefritzen oder Verkäufer. Dass Sie Ihrem eigenen Erlebnis, Ihrer eigenen Erfahrung mehr trauen als dem besten Schönsprech und den tollsten Argumenten.
Dazu habe ich ein schönes Zitat von Immanuel Kant herausgekramt. Ich glaube, er hatte die kostenlosen Probemonate von Netflix, Maxdome und Amazon Prime im Sinn, als er schrieb:
"Dass alle unsere Erkenntnis mit der Erfahrung anfange, daran ist gar kein Zweifel."
Immanuel Kant: Kritik der reinen Vernunft, Einleitung.
Das hat Kant gar nicht so gemeint? Ach, hören Sie mir auf mit Erkenntnistheorie, Empirismus und dem ganzen Philosophiekram. Am Anfang steht die Erfahrung. Fertig. Aus.
Jetzt gilt es nur noch, dieses Prinzip bei unseren Kunden, Vorgesetzten, Kindern usw. anzuwenden. Ich finde, das hat meine Frau geschickt mit unseren beiden jüngsten Töchtern angestellt. Die hatten nämlich keinen Bock auf eine Jugendgruppe in der Kirchengemeinde. Meine Frau sagte ihnen, sie sollten einfach mal einen Probemonat machen und könnten dann auch gern wieder abspringen. Ersteres taten sie, letzteres – Sie können es sich denken – nicht.
Zum Schluss werde ich wieder etwas geschäftlicher.
Für Selbständige und Unternehmer: Bieten Sie Ihre Dienstleistung kostenlos an! Natürlich nur zur Probe. Ich biete zum Beispiel Seminar-Interessenten am Telefon eine kostenlose Analyse von Textproben an. Der Vorher-Nachher-Effekt ist nun einmal überzeugender als Eigenlob.
Für Angestellte: Gehen Sie die Extrameile und bieten ihrer Chefin oder Ihrem Kunden nicht nur ein Konzept, sondern einen Prototypen oder einige fertig erstellte Testfeatures (oder bei Texten und ähnlichem: ein Beispiel) an. Projektmanager sprechen gern von einem "Proof of Concept" und meinen damit oft – eine Machbarkeitsstudie. Nix da, keine Studie, Ihr Gegenüber will mit eigenen Augen sehen und erfahren, dass es funktioniert, was immer es ist. Also legen Sie einen Prototypen oder eine Probeversion auf den Tisch! Und dann einfach die Klappe halten und sehen, was passiert.
das ist wieder mal ein sehr guter Beitrag!
Genauso sollten wir unsere Mitmenschen überzeugen. Leider kommen doch auch immer wieder Leute mit viel Gelaber weiter --- ohne etwas zu zeigen!
Sie beschreiben aber den richtigen Weg, auf dem man langfristig wahrscheinlich besser fährt.
Grüße aus Nürnberg
Carsten Porzler