Was Sie unbedingt planen sollten


Kategorie: Leben
| 29.09.2016 | 0 Kommentare

Kennen Sie jemanden, der seinen Urlaub beginnt, indem er zum Flughafen fährt und sich dann erst entscheidet, wohin er fliegt? Ich nicht. Ich kenne sowieso nur wenige Leute, die sich im Urlaub einfach nur treiben lassen. Urlauber planen, die einen mehr, die anderen weniger, aber sie planen. Warum? Weil die Zeit begrenzt ist und sie das Beste aus ihr machen wollen – und seien es einige Tage Faulenzen inklusive.
 
Wir alle planen, weil die Zeit begrenzt ist und wir das Beste aus ihr machen wollen. Wir planen eine Geburtstagsfeier, wir planen ein Wochenende, wir planen unsere Arbeit usw. usw.
 
Ich zum Beispiel plane mit meinen Seminarteilnehmern zusammen die gemeinsamen Tage, oft vor der Veranstaltung oder spätestens zu Beginn der Veranstaltung. Dann teile ich nämlich Karten aus, auf denen jeder seine Erwartungen an das Seminar aufschreibt und die wir dann besprechen.
 
Und jetzt kommt’s: Nachdem wir das Seminar dann geplant haben, stelle ich den Teilnehmern die folgenden drei Fragen:
 
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Frage 1: „Wer von Ihnen wird sich auf dem Totenbett sagen ‚Hätte ich doch mehr aus dem Seminar mit Ralf Lengen herausgeholt?’“
 
Allgemeine Heiterkeit.
 
Frage 2: „Wie viel Zeit haben Sie investiert, um diese angesichts des Todes gar nicht so wichtigen 2 Tage zu planen?“
 
Antwort: „5-10 Minuten“
 
Frage 3: „Aha. 5 Minuten für 2 Tage. – Wie viel Zeit haben Sie sich dafür genommen, Ihr Leben zu planen? Als Hilfe fürs Rechnen: Gehen wir davon aus, dass wir ca. 80 Jahre alt werden, das sind inklusive Schalttage 29.220 Tage (meinetwegen auch weniger, da Säuglinge noch nicht planen können). Also 5 Minuten Planung für zwei Tage – und x Minuten für mehr als 20.000 Tage.“
 
Nachdenklichkeit.
 
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Also nochmals: Wir planen, weil die Zeit begrenzt ist und wir das Beste aus ihr machen wollen. Das sollte doch eigentlich auch fürs Leben gelten, oder? Jetzt könnten Sie vielleicht sagen: „Aber ich möchte doch flexibel sein. Und die Umstände ändern sich ja auch. Und es ist auch schön, sich mal treiben zu lassen.“ Das ist alles nachvollziehbar, spricht aber nicht gegen Planung. Natürlich können Sie von dem Plan abweichen, wenn sich etwas Besseres anbietet oder etwas Anderes dran ist. Und Sie können auch Zeiten einplanen, in denen Sie sich treiben lassen. Auf alle Fälle werden Sie etwas eher erreichen, wenn Sie es sich als Ziel setzen und planen. Und zwar schriftlich!
 
So, aber bevor wir weiter diskutieren, hier jetzt der Meistertrick. Er stammt von Sir Edmund Hillary. Er war derjenige, der – richtig! – als erster den Mount Everest bestiegen hat. Völlig ohne Plan übrigens. Nein, natürlich nicht! Aber darum geht es hier nicht. In seiner Autobiographie schreibt er unter der bezeichnenden Kapitelüberschrift „Was bleibt zu tun?“:
 

„Aber als ich kurz davorstand, fünfzig Jahre als zu werden, stellte ich mich eines Morgens vor den Spiegel und betrachtete mich aufmerksam. [Er beschreibt dann, warum er nicht zufrieden war, mit dem, was er sah] ... Auf meinem Nachttisch lag ein Notizblock. Ich legte ihn vor mich hin und schrieb darauf eine Liste der Dinge, die ich noch unternehmen wollte.“

Sir Edmund Hillary: Wer wagt, gewinnt. Die Autobiografie des Mount Everest-Erstbesteigers, München, 4. Auflage 2008, S. 438f.

 
Und dann schildert Hillary, wie er die einzelnen Punkte seiner Liste umsetzte.
 
Im Englischen heißt ein solcher Plan „Bucket List“, so auch der Titel eines Films mit Jack Nicholson und Morgan Freeman, der auf Deutsch „Das Beste kommt zum Schluss“ heißt. Darin schreiben zwei Krebspatienten auf, was sie noch machen wollen, bevor sie den Löffel abgeben, und setzen dies um. Womit wir schon beim deutschen Begriff wären: „Löffelliste“.
 
Zurück zu Ihnen: Wenn Sie demnächst mal an einem meiner Seminare teilnehmen, und ich Sie bitte, Ihre Erwartungen an das Seminar aufzuschreiben, dann ... schreiben Sie bitte nicht die Erwartungen an diese zwei Tage auf! Nicken Sie freundlich, und nutzen die Zeit lieber besser, indem Sie nämlich an Ihrer Löffelliste arbeiten. Und hoffentlich nicht nur in diesen Minuten.
 
Schriftlich!

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