Nun zum Thema: Niemand ärgert sich gern, will ich mal annehmen. Aber wer ärgert wen, wenn ich sage "Ich ärgere mich über ..."? -- Haben Sie es gemerkt? Wir ärgern uns selbst! Es liegt in unserer Hand, ob wir uns ärgern. So, und hier der Lebenstrick dazu. Er stammt von Adolph Kolping aus Anlass seines 150. Todestages.
"Sich heldenmütig ins Unvermeidliche fügen ist ja auch Weisheit."
Adolph-Kolping-Schriften, Band 2: Briefe, herausgegeben von Michael Hanke und Rosa Copelovici, 2. Auflage, Köln 1991
Was das mit Ärger zu tun hat? Viel! Wenn ich mich ins Unvermeidliche füge, ist es überflüssig, mich zu ärgern oder mit mir oder anderen unzufrieden zu sein.
Und was ist unvermeidlich? Unvermeidlich ist alles, was ich nicht beeinflussen kann. Warum soll ich mich darüber ärgern?
Mir fällt dazu eine Geschichte ein, die ich mindestens einmal irgendwo (ich habe keine Quelle!) gelesen habe, eine typische Wandergeschichte: Ein Mann kommt zu einem Rabbi und sagt, er ärgere sich furchtbar über das und das. Der Rabbi sagt zu ihm: "Wenn du es ändern kannst, warum ärgerst du dich? -- Und wenn Du es nicht ändern kannst, warum ärgerst du dich?"
Und was kann ich nicht ändern oder beeinflussen? Alles, was außerhalb meiner Macht steht. Und das ist viel.
Ich stelle Ihnen im Folgenden nur zwei Bereiche vor: den Verfall unseres Körpers und das Verhalten unserer Mitmenschen.
Ja, ja, wir können viel trainieren, laufen und Gewichte heben. Aber was unvermeidlich ist: Wir werden mit jedem Tag älter und unser Körper hinfälliger. Das ist gar nicht schön, aber so ist es nun einmal. Sich ärgern hilft nicht, im Gegenteil.
Kommen wir zu unseren lieben Mitmenschen. Natürlich haben wir einen gewissen Einfluss darauf, wie sie mit uns umgehen. Nur deswegen sind die vielen Beziehungstricks von Salomo & Co. so hilfreich.
Aber: Wir können uns wie Salomo höchstpersönlich verhalten, dennoch ist eins unvermeidlich: Dass unsere Mitmenschen sich nicht immer vorbildlich uns gegenüber verhalten. Dass sie uns nicht geben, was wir uns von ihnen wünschen. Besonders schmerzlich ist es, wenn uns dies von unseren Liebsten und unseren Freunden widerfährt. Nur ein Beispiel: Ich habe noch keine Kinder getroffen, die es kalt lässt, wenn ihre Eltern pubertieren. Äh, Sie wissen schon!
Heißt "sich ins Unvermeidliche fügen" alles hinzunehmen und sich alles bieten zu lassen? Nein, warum auch? Eltern sollten ihren pubertierenden Kindern Grenzen setzen. Und zugleich aufhören, sich über sie zu ärgern. Unvermeidlich ist unvermeidlich.
Unsere Mitmenschen sind, wie sie sind. Ändern können wir sie nicht. (Ändern können sie sich selbst, aber die Chance gering). Fügen wir uns ins Unvermeidliche, und nehmen wir sie, wie sie sind!
Es kommt also auf unsere Haltung an. Nicht was uns widerfährt, ist entscheidend, sondern wie wir dazu stehen. Das ist unzählige Male gesagt und geschrieben worden. Einer der ersten, der das gesagt hat, ist Epiktet:
"Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern unsere Auffassung von den Dingen."
Epiktet: Handbuch der Moral, 5
Zum Schluss will ich noch ein Wort aus dem Kolping-Spruch hervorheben. Denn man kann sich so oder so ins Unvermeidliche fügen. Mit Leichenbittermiene umherlaufen und den anderen und sich zeigen, wie sehr man leidet.
Kolping schlägt jedoch vor, sich in einer anderen Haltung ins Unvermeidliche zu fügen: "heldenmütig".
Seien Sie ein Held!