Die Freude an der Arbeit überdauert das Ergebnis

Die amerikanischen Meister und ihre Tricks (Teil 5)
Kategorie: Leben
| 28.02.2013 | 2 Kommentare

Artikelbild Julia und ich hatten uns verfahren - und das in der Wüste, und zwar im Dunkeln. Nach einem Umweg von drei Stunden kamen wir schließlich um 01.00 Uhr am Ziel an: dem Amargosa Opera House in Death Valley.

Kein guter Start. So ging es auch 1967 Marta Becket, einer Tänzerin aus New York. Damals musste sie hier nämlich unfreiwillig eine Pause einlegen.

Grund: ein platter Autoreifen. Im Nachhinein jedoch ein Glücksfall. Denn Becket verliebte sich sofort in das weitläufige Gebäude inklusive Theater (damals inaktiv).

Innerhalb einer Stunde beschlossen ihr Mann und sie, hierherzuziehen und das Theater neu zu eröffnen.


Zwei Sommer lang den Theatersaal ausgemalt

Marta Becket schaffte es, dieses Theater zu einer Institution zu machen. Jahr für Jahr pilgerten Theater-Liebhaber und Neugierige nach Death Valley, um Marta Beckets Performance zu bewundern.

Und ihre Malerei, denn den Theatersaal hatte sie vollständig bemalt mit - Zuschauern! "Zwei Sommer lang", wie man im Westen sagt.

   

Leider gelang es uns nicht, Marta Becket persönlich kennen zu lernen. Auf der Suche nach einem Meister-Zitat habe ich mir daher den Dokumentarfilm "Amargosa" angeschaut.

Dort wird beschrieben, wie sie den Theatersaal ausmalte und von einigen gefragt wurde, ob das nicht vergebene Liebesmühe sei.

Schließlich habe sie das Ganze nur gemietet und kein Mensch wisse, ob es das Theater in einigen Jahren überhaupt noch geben werde.

Ihre Antwort:
"Niemand kann mir die Stunden der Freude nehmen, in denen ich das Ganze gemalt habe. [... ] Ich habe sie in mir, diese Erfahrung. Und es ist diese Erfahrung, die von Bedeutung ist."
Also: Wenn Sie Spaß an der Arbeit haben (was ich hoffe!), dann lassen Sie sich diese Freude nicht vermiesen, von nichts und niemandem.

Auch nicht von dem Gedanken daran, dass irgendwann das Ergebnis der Arbeit nicht mehr da ist. Weg und aus. Kein Problem. Die Freude bleibt.

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Kommentare: 2

Uwe Swatek | 11:54 Uhr | 05.03.2013
Hallo Herr Lengen,

Danke für Ihre netten. motivierenden Zeilen!

Ich habe zur Zeit einen richtig guten Chef und trotzdem passt für mich das was Sie schreiben.

Noch mehr: Ich habe von meiner Arbeits-Patin, die ich sehr schätze, ein Motto mitgenommen:
"Neben aller Zielorientierung sollte man sich auch Zeit nehmen für die Schönheit der eignenen Arbeit." Gemeint ist damit, eine eMail auch einmal zu verküzen, ein Telefonat vorzubereiten und
mal Zeit in die Farbgebung eines Excel-Sheets zu investieren; dies kann Freude spenden.

Gibt es Ideen zur Online-Veröffentlichung von Skripten/Büchern im (Apple-)Obline-Universum?

Weiterhin vile FReude bei der Arbeit wünscht

Uwe Swatek
Ralf Lengen | 12:13 Uhr | 05.03.2013
Lieber Herr Swatek, vielen Dank für Ihre Nachricht. Und Glückwunsch zum guten Chef! "Zeit nehmen für die Schönheit der eigenen Arbeit" hört sich gut an. Zur Online-Veröffentlichung von Büchern: Da bin ich nicht der richtige Mann. Ich bin selbst am Überlegen, wie ich das mache. Machen wir es umgekehrt: Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie es geschafft haben! Beste Grüße, Ralf Lengen
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