Überzeugen durch Mitbringsel

Effektiv reden und präsentieren – ohne Rhetorik (Teil 7/7)
Kategorie: Reden
| 16.01.2014 | 0 Kommentare

Sie wollen andere überzeugen? Dann sparen Sie sich Rhetorik-Seminare – auch meines! Denn Überzeugung beginnt nicht mit dem ersten gesprochenen Wort, sondern früher. Wie, sagen Ihnen Salomo & Co. in meiner siebenteiligen Serie "Effektiv reden und präsentieren – ohne Rhetorik". Heute mit Teil 7: "Überzeugen durch Zuhören".


Wie kann man dafür sorgen, dass die Zuhörer sich an das Gesagte noch lange erinnern? Indem man einen ausgezeichneten Vortrag hält? Indem man tolle Geschichten erzählt, eindrückliche Metaphern und Vergleiche verwendet usw.?

Das ist zwar alles schön und wichtig. Aber es reicht leider nicht aus! Denn nach Ihrer Präsentation stürmen viele Dinge auf Ihren Zuhörer ein: Erstens muss er noch viele weitere Präsentationen und Meetings über sich ergehen lassen. Und zweitens besteht sein Job ja nicht nur im Hören von Vorträgen: Er hat viel zu tun und verliert dabei Ihre Präsentation aus dem Blickfeld.

Für mehr Nachhaltigkeit empfiehlt es sich, dem Zuhörer etwas mitzugeben. So wird er an das von Ihnen Gesagte erinnert, und zwar Tage nach Ihrer Präsentation - wenn Sie Glück haben, sogar Monate und Jahre danach.

Ein gutes Mitbringsel bleibt nun mal länger haften als eine tolle Vorstellung, neudeutsch „Performance“ genannt. Das wusste schon Wilhelm Busch:

"Ein Onkel, der Gutes mitbringt, ist besser als eine Tante, die bloß Klavier spielt.“

Wilhelm Busch: Aphorismen

Aber was kann man dem Zuhörer Gutes mitbringen? Im Folgenden führe ich Ihnen vier Möglichkeiten auf.


Das Mindeste: Ausdruck zu Ihrer Präsentation

Tja, es ist zwar noch nicht der Brüller, aber besser als nichts: Geben Sie dem Zuhörer einen Ausdruck zu Ihrer Präsentation mit!

Ich meine damit nicht einen Ausdruck der Präsentation, sondern zu Ihrer Präsentation. Ich hoffe ja, dass Ihre Präsentation nur Stichworte enthält (damit Sie frei sprechen können, was für Zuhörer weit angenehmer ist, als wenn Sie von den Folien ablesen oder gar die Folien vorlesen).

Wenn Sie dem Zuhörer den Ausdruck dieser Stichworte mitgeben, wird er auf sich alleingestellt damit nicht so viel anfangen können.

Für Sie heißt das, dass Sie sich für die Dokumentation zum Mitgeben nochmals hinsetzen müssen. Der Vorteil: Den Ausdruck können Sie auch Abwesenden zukommen lassen.

Wenn Sie das Ganze farbig ausdrucken und nett binden, fällt es Ihrem Zuhörer schwer, diesen Ausdruck einen Tag später wegzuwerfen.

Das kostet viel Mühe? Dann strengen Sie sich doch gleich noch etwas mehr an und erstellen Sie ein Handout „Auf einen Blick"


Schon besser: Ein Handout „Auf einen Blick“

Das Handout „Auf einen Blick“ besteht aus einer Seite. Was daran so besonders ist? Für den Zuhörer ist es angenehmer, nur auf diese eine Seite zu schauen, als Ihre gesamte Dokumentation durchzugehen.

Welches Format? Meiner Erfahrung nach alles außer das übliche DINA4. Also: DINA5, gerne auch eine Postkarte. Wenn es gut gemacht ist, auch ein Plakat.

Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass einige Ihrer Zuhörer dieses Handout an Ihre Pinnwand, Bürotür, Wand oder sonst wo hinhängen. Das wäre doch was, oder?

Was das Ganze kompliziert macht: Damit Sie genug Information auf diese eine Seite bekommen - und damit es besser aussieht, müssen Sie ein Design-Programm beherrschen oder die Hilfe einer entsprechend versierten Person in Anspruch nehmen.


Noch besser: Ein Buch / Büchlein

Wohl dem Vortragenden, der ein Buch über sein Thema publiziert hat, und wenn es noch so klein ist. Warum? Geben wir es ruhig zu: Zuhörer sind auch nur Menschen. Und insofern „Jäger und Sammler“. Und bei denen kommt eine Präsentation + Buch besser an als nur eine Präsentation.

Aber wichiger: Ein Buch sorgt für Nachhaltigkeit. Selbst wenn Ihr Ex-Zuhörer nicht in Ihr Buch schaut, nicht ein einziges Mal: Die Tatsache, dass er es bekommen hat und es in seinem Regal steht, macht für ihn Ihre Präsentation präsent. Jäger und Sammler werden eine Trophäe nie vergessen.

Ich weiß, was Sie jetzt sagen werden: „Jetzt fängt er an zu spinnen! Wer hat schon ein Buch geschrieben, geschweige denn zu jeder Präsentation das passende Buch?“ - In der Tat wird’s nun schwer für mich!

Ich fange mal mit dem einfacheren Ende an: Was ist so schlimm daran, wenn das Buch nur einen Teil der Präsentation enthält und auch andere Themen behandelt? Insofern kann ein Buch bei unterschiedlichen Präsentationen als Mitbringsel dienen, sofern die Themen nicht zu weit auseinanderliegen.

So, und jetzt das schwierigere Ende. Wer noch kein Buch verfasst hat, kann ja eines schreiben! Was, so nebenbei? Nein, ich weiß, das kostet viel Zeit und Kraft.

Aber wer sagt denn, dass es gleich ein Riesenwälzer sein muss? Ich habe oben ja auch von „Büchlein“  geredet. Das fängt für mich ab 30 Seiten an. Die meisten von uns haben fürs Studium etliche Seminararbeiten von diesem und Kaliber (und größer) verfasst.

Auch hier ist das Format entscheidend. Viele meiner Seminarteilnehmer verfassen umfangreiche Konzepte, aber immer im DINA4-Format. Kann noch so schön geschrieben sein, wirkt aber langweilig. Wenn man denselben Text in ein Buch-Format übertragt, wirkt das schon ganz anders. Es wäre noch viel zu sagen, z.B. über das Layout, Verlage, Eigenverlage, Books on Demand etc., aber für hier soll das reichen.


Am besten: Ein Werbemittel mit Ihrer Botschaft

Ich persönlich habe gute Erfahrungen gemacht, zentrale Aussagen meiner Botschaften auf Werbemittel (Kulis, Tassen, Eiskratzer u.ä.) aufzudrucken - statt eines großen Werbelogos.

Die Zuhörer haben einen doppelten Nutzen: Vom Werbeträger selbst und (hoffentlich!) der Botschaft, die darauf gedruckt ist. Sie müssen dafür gar nicht in die Massenproduktion gehen! Das ist zwar etwas teurer, aber mittlerweile wird es immer erschwinglicher, auch einige wenige Stücke anfertigen zu lassen.

Ich gebe zu: Kulis oder Tassen sind nicht besonders innovativ, gleichwohl wirksam. Und oft sind sie präsenter im Büroalltag, deshalb stehen sie hier für mich an erster Stelle.

Wenn Ihnen das zu gewöhnlich, umso besser. Denn je origineller Ihr Mitbringsel ist und je besser es zur Botschaft selbst passt, desto wirksamer ist es.

Hier ein Beispiel aus einem meiner Seminar. Eine Führungskraft wollte in einer Präsentation, ihre Mitarbeiter dazu veranlassen, mehr Verantwortung zu übernehmen. Unsere gemeinsame Idee: Für jeden Mitarbeiter eine Kapitänsbinde drucken mit seinem / ihrem Namen darauf. Und diese Kapitänsbinde am Ende der Präsentation überreichen.

Wissen Sie was? Selbst wenn die Mitarbeiter diese Binden peinlich finden und selbst wenn sie sie wegwerfen sollten (was ich nicht glaube), dann werden sie dennoch diese Präsentation nicht vergessen. Und darum geht es.

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Schlagworte: Handout Dokumentation Präsentation Werbemittel
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